Wenn wir vom DACH-Raum sprechen, meinen wir Deutschland (D), Österreich (A) und die Schweiz (CH) – also einen Markt mit rund 100 Millionen Menschen. Das ist doppelt so viel wie Spanien und deutlich mehr als das Vereinigte Königreich. Für international expandierende Unternehmen ist diese Region also alles andere als nebensächlich.
Viele Firmen behandeln Deutschland, Österreich und die Schweiz wie einen einzigen Markt – schliesslich spricht man überall Deutsch und geografisch liegen sie nah beieinander. Klingt logisch, oder? Leider nicht ganz.
Denn die Realität ist: Es gibt deutliche Unterschiede im Suchverhalten, in der Sprache, im Wettbewerb, in den Suchergebnissen (SERPs) und sogar bei Rankingfaktoren. Eine SEO-Strategie, die in Deutschland super funktioniert, kann in der Schweiz oder in Österreich komplett daneben gehen.
In diesem Artikel schauen wir uns an, was die Märkte unterscheidet – und wie du SEO für den gesamten DACH-Raum richtig angehst.
Suchverhalten: Wie unterschiedlich suchen Nutzer in D, A und CH?
Der grösste Fehler ist einfach davon auszugehen, dass alle gleich ticken, nur weil sie dieselbe Sprache sprechen. Wer sich im kompletten DACH-Raum positionieren will, muss die Unterschiede im Suchverhalten verstehen.
Schweiz: Lokal ist eine Einstellung – vor allem beim Online-Shopping
Schweizer achten stark darauf, wo eine Website herkommt – vor allem beim Einkaufen. Der Grund ist einfach: Die Schweiz ist nicht in der EU.
Das bringt zwei klare Hürden mit sich:
- Währung: Die Schweiz nutzt den Schweizer Franken (CHF), nicht den Euro.
- Zoll & Versandkosten: Internationale Bestellungen bedeuten oft Zusatzgebühren und lange Lieferzeiten.
Genau deshalb achten Schweizer auf .ch-Domains mehr als ihre Nachbarn in Österreich und Deutschland. Wer aus der Schweiz kommt, shoppt lieber lokal – aus Angst vor bösen Überraschungen an der Grenze.
Bei rein informativen Suchen sieht das anders aus: Da greifen viele auf deutsche Inhalte zurück, weil es davon online einfach mehr gibt. Aber oft wirken diese Inhalte fremd – wegen sprachlicher Unterschiede. Schweizer Hochdeutsch hat Einflüsse aus dem Französischen und eigene Begriffe. Manche Wörter sind komplett anders. Das macht deutschen Content schwer zugänglich.
Was gut ankommt: Lokale Anbieter, Swissness, Qualität. Ein „Made in Switzerland“-Label kann kaufentscheidend sein. In der Schweiz shoppt man nicht mal auf Amazon, sondern setzen viele lieber auf Shops wie Galaxus oder Digitec.
Google hasst dich!
Wenns um SEO geht ist das, was du nicht weisst, was gefährlich werden kann. In meinem Newsletter sorg ich dafür, dass du jeden Tag etwas mehr weisst:
Deutschland: Der grösste und zugleich «wenig wählerische» Markt
In Deutschland spielt es kaum eine Rolle, ob eine Website aus der Schweiz, aus Österreich oder aus Deutschland stammt – solange der Inhalt passt.
Warum?
- Der Markt ist riesig – die deutschen Suchergebnisse dominieren.
- Der Grossteil deutschsprachiger Inhalte im Netz kommt aus Deutschland.
- Suchende landen nur selten versehentlich auf einer .at- oder .ch-Seite – ausser bei sehr lokalen Suchen.
Zusätzlich ist Deutschland der mit Abstand grösste der 3 Märkte. Das bedeutet auch: Internationale Unternehmen fokussieren sich beim Markteintritt meistens zuerst auf Deutschland. Keyword-Recherchen, Content und Lokalisierung richten sich also oft automatisch auf den deutschen Markt aus – und das stärkt Deutschlands Position in den SERPs zusätzlich.
Österreich: Kommt drauf an
Österreich liegt irgendwo dazwischen. Für allgemeine Infos und Online-Shopping nutzen viele deutsche Seiten. Meistens gibt es hier keine Einschränkungen und Deutsch Anbieter liefern ohne Probleme nach Österreich. Nehmen wir zum Beispiel Amazon.de, selbst die Prime-Vorteile schliessen Österreich mit ein.
Aber: Bei rechtlichen oder regulatorischen Themen sieht das ganz anders aus. Da zählt der lokale Bezug. Wer wissen will, wie man in Österreich eine Rechnung schreibt, braucht keine deutsche Anleitung – sondern österreichische Vorgaben.
Solche Inhalte werden ganz bewusst lokal gesucht. Unternehmen sollten das in ihrer SEO-Strategie berücksichtigen.
Sprache, Tonalität & regionale Begriffe
Einer der auffälligsten Unterschiede zwischen den DACH-Ländern liegt im Kommunikationsstil und in den sprachlichen Vorlieben. In Deutschland ist die Geschäftssprache tendenziell formell – die Anrede mit „Sie“ ist Standard. In Österreich und der Schweiz hingegen kann ein allzu formeller Ton schnell als distanziert, unterkühlt oder sogar überheblich wirken. Natürlich hängt der Grad der Förmlichkeit immer von der Branche ab, aber generell ist die Kommunikation in Österreich und der Schweiz deutlich entspannter als in Deutschland.
Diese sprachlichen Unterschiede wirken sich auch direkt auf das Suchverhalten aus. Schweizer merken sofort, ob eine Website aus Deutschland stammt – allein anhand von Rechtschreibung und Wortwahl. Ein offensichtliches Beispiel ist der Buchstabe „ß“, der in Deutschland und Österreich gang und gäbe ist, in der Schweiz jedoch nicht existiert. Dort wird stattdessen „ss“ verwendet.
Doch es geht nicht nur um die Rechtschreibung – auch der Wortschatz unterscheidet sich erheblich zwischen den drei Ländern. Obwohl alle Deutsch sprechen, hat jedes Land sozusagen sein eigenes „Wörterbuch“. In Österreich gibt es Austriazismen – Begriffe und Ausdrücke, die typisch für das österreichische Deutsch sind. In der Schweiz ist die sprachliche Eigenständigkeit noch stärker ausgeprägt: Dort gibt es zahlreiche Helvetismen – Wörter und Formulierungen, die nur im Schweizer Hochdeutsch verwendet werden.
Diese Unterschiede machen deutlich: Lokalisierung ist kein nettes Extra, sondern absolute Voraussetzung. Wer Inhalte im DACH-Raum erfolgreich veröffentlichen will, muss nicht nur den Ton treffen, sondern auch die richtigen Begriffe verwenden. Eine länderspezifische Keyword-Recherche ist daher Pflicht. Sonst wirkt der Content schnell fremd, unpassend – und verliert das Vertrauen der Nutzer.


Wie sich die Google-Suchergebnisse in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterscheiden
Wer SEO für den DACH-Raum macht, sollte sich nicht nur auf Keywords und Inhalte konzentrieren, sondern auch auf die Suchergebnisseiten selbst – denn die SERPs sehen in jedem Land anders aus. Und das kann deine Strategie massiv beeinflussen.
Ein paar Unterschiede sind offensichtlich – andere merkt man erst beim genaueren Hinsehen:
- Manche SERP-Features (z. B. „People also ask“) gibt’s nicht überall gleich.
- Die Gewichtung einzelner Rankingfaktoren variiert leicht.
- Und: Das Nutzerverhalten hat direkten Einfluss auf die Ergebnisse – seit 2024 ist offiziell bestätigt, dass Klickdaten und Interaktionen eine Rolle beim Ranking spielen.
Heißt konkret: Eine Website kann in der Schweiz hervorragend performen – und in Deutschland kaum sichtbar sein. Oder umgekehrt.
Wer ernsthaft SEO im DACH-Raum betreibt, sollte deshalb die SERPs in jedem Land separat analysieren. Zwei Aspekte sind dabei besonders spannend: SERP-Features und Domain-Endungen.
SERP-Features: Nicht überall gleich
In der Regel führt Google neue Features zuerst in Deutschland ein. Österreich und die Schweiz folgen – manchmal, aber nicht immer. Und selbst wenn ein Feature grundsätzlich verfügbar ist, bedeutet das nicht, dass es auch angezeigt wird. Häufig hängen die Unterschiede mit der Suchintention oder mit der Grösse des Marktes zusammen.
Beispiel: „Ernährungsberatung“
Ein spannender, lokal geprägter Suchbegriff mit hoher Konkurrenz. Wir schauen uns an, wie die SERPs in den drei Ländern aussehen:

Deutschland
- Die SERP startet mit dem Local Pack – Google zeigt Standorte in ganz Deutschland, da keine genaue Ortsangabe erkannt wurde.
- Danach folgt ein weiteres lokales Element mit Unternehmensinfos und Links zur Website.
- Anschliessend erscheint die Box „Ähnliche Fragen“ („People also ask“).
- Danach kommen die klassischen blauen Links (organische Treffer).
- Keine Google Ads sichtbar – vermutlich, weil Werbetreibende hier gezielt auf Städte statt auf das ganze Land setzen.
Österreich
- Oben finden wir Google Ads – also bezahlte Anzeigen, direkt sichtbar.
- Danach folgt ein verzeichnishaftes Element, das etwas veraltet wirkt.
- Dann kommt die Karte mit lokalen Treffern.
- Anschliessend die „Ähnliche Fragen“-Box.
- Danach zwei organische Ergebnisse, gefolgt von einem lokalen Unternehmensblock ohne Karte – sieht aus wie eine ältere Version des Local Pack.
- Abschliessend folgen die restlichen blauen Links.
Schweiz
- Die SERP startet mit einer Karte – ähnlich wie in Österreich.
- Dann folgt ein einziger organischer Treffer.
- Danach erscheint die „Ähnliche Fragen“-Box.
- Der Rest der Seite besteht aus klassischen blauen Links, ohne zusätzliche Features oder Anzeigen.
Fazit: Die Schweizer SERP wirkt am aufgeräumtesten – fast schon „old school“. Viele neuere Features, die in Deutschland Standard sind, tauchen hier gar nicht auf.
Was das für deine SEO-Strategie bedeutet
Diese Unterschiede zeigen deutlich: SERPs im DACH-Raum lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Was in einem Land gut funktioniert, kann im nächsten ganz anders aussehen – allein wegen der Struktur der Suchergebnisse.
Deshalb lohnt es sich, regelmäßig Ländervergleiche zu machen:
- Gibt es in einem Markt weniger Konkurrenz?
- Sind die SERPs dort „einfacher“ aufgebaut?
- Gibt es Features (wie Ads, Maps, PAA-Boxen), die die Sichtbarkeit beeinflussen?
Gerade bei kommerziellen Keywords kannst du so echte Ranking-Chancen entdecken, die in einer rein deutschen Analyse untergehen würden.
Die Herausforderungen bei der Keyword-Recherche auf Deutsch
Wer SEO für den DACH-Raum macht, stößt bei der Keyword-Recherche schnell auf zwei zentrale Herausforderungen: Suchvolumen und sprachliche Unterschiede.
Suchvolumen: Österreich & Schweiz ≠ Deutschland
Eines der größten Probleme bei der Keyword-Recherche für Österreich und die Schweiz ist das im Vergleich zu Deutschland deutlich geringere Suchvolumen. Während Deutschland rund 83 Millionen Einwohner:innen zählt, leben in Österreich und der Schweiz jeweils nur etwa 9 Millionen Menschen. Das schlägt sich natürlich in den Daten nieder – und erschwert die Priorisierung von Keywords erheblich.
Die Schweiz bringt noch eine zusätzliche Komplexität mit: Sie hat vier Amtssprachen. Nur etwa 62 % der Bevölkerung sprechen Deutsch – das sind rund 5,6 Millionen Menschen. Der Rest verteilt sich auf Französisch (22 %), Italienisch (8 %) und Rätoromanisch (0,5 %). Diese sprachliche Fragmentierung macht die Keyword-Recherche für die Schweiz besonders tricky, weil sich Suchanfragen über mehrere Sprachen verteilen.
Die Folge: In Keyword-Tools wirken Österreich und die Schweiz oft wie „uninteressante“ Märkte – einfach weil das Suchvolumen niedriger ist. Aber: Das heißt nicht, dass es dort keine Nachfrage gibt. Es heißt nur, dass wir mit weniger (oder gar keinen) Daten arbeiten müssen.
Gerade Longtail-Keywords, die in Deutschland gute Werte zeigen, erscheinen in AT oder CH oft mit „0 Suchvolumen“ – obwohl sie real existieren und relevant sind.
👉 Wichtig für deine Kommunikation mit Kunden oder Stakeholdern:
Setze realistische Erwartungen, erkläre die Marktdynamik und vergleiche nicht blind mit Deutschland – sonst wirkst du, als würde die Strategie in AT/CH „nichts bringen“, obwohl es durchaus Potenzial gibt.
Sprachliche Unterschiede: Gleiches Deutsch? Nicht wirklich.
Könnte man jetzt denken: „Dann mache ich die Keyword-Recherche einfach für Deutschland – und verwende sie auch für Österreich und die Schweiz.“ Aber auch das funktioniert nicht – wegen klarer Unterschiede im Wortgebrauch.
Ein Paradebeispiel: das Fahrrad
- In Deutschland heißt es klar: Fahrrad
- In Österreich: Fahrrad und oft auch einfach Rad
- In der Schweiz: Velo – direkt vom Französischen übernommen
Und ja: Auch in der Schweiz suchen manche nach „Fahrrad“ – etwa, wenn sie aus Deutschland oder Österreich zugezogen sind. Das macht das Targeting nicht einfacher.
Ein weiteres Problem: Viele Tools unterscheiden nur nach Land, aber nicht nach Sprache. Heißt: Wenn du ein Keyword-Set für die Schweiz ziehst, enthält das oft Deutsch, Französisch und Italienisch gemischt. Das verzerrt das Suchvolumen und erschwert die Interpretation – besonders wenn du nur den Deutschschweizer Markt bespielen willst.
Fazit: DACH geht nicht mit einer Strategie
Einer der häufigsten Fehler im internationalen SEO: Den DACH-Raum als einen einzigen Markt zu behandeln. Klar, die Sprache ist (grösstenteils) dieselbe – aber das war’s dann auch schon. Suchverhalten, Wettbewerbssituation, kulturelle Feinheiten und Sprachgebrauch unterscheiden sich teils deutlich. Und genau das macht eine einheitliche Strategie zum Risiko.
Eine SEO-Strategie aus Deutschland funktioniert in Österreich und der Schweiz selten gut. Sie ignoriert lokale Besonderheiten – und verschenkt damit Sichtbarkeit und Potenzial.
Merke dir deshalb: DACH ist nicht ein Markt – es sind drei.
Wer in der gesamten Region erfolgreich sein will, braucht:
- Lokalisierte Keywords
- Inhalte, die zur Tonalität und Sprache des Landes passen
- Und echtes Verständnis dafür, wie Nutzer in jedem Land suchen und denken
Nur mit einer differenzierten, länderspezifischen SEO-Strategie holst du das Maximum aus dem DACH-Raum raus.