Fast jedes Unternehmen, das in SEO investiert, hat schon einmal ein SEO Audit gesehen. In der Regel ist es das Erste, was passiert – ob durch den neuen Inhouse SEO, einer SEO Agentur oder einen externen SEO Experten.
Die meisten SEO Audits sind es aber nicht mal wert, überhaupt gelesen zu werden. 80-seitige PDFs, Präsentationen mit 50+ Folien, endlose Tool-Exports oder Listen mit 200 „Problemen“, die weder priorisiert noch in einen sinnvollen Kontext gesetzt sind.
Solche SEO Audits helfen nicht dabei, zu entscheiden, was eigentlich gemacht werden muss. Sie zeigen, was theoretisch falsch ist – aber nicht, was als Nächstes umgesetzt werden sollte. Dabei ist doch genau das die Aufgabe eines richtigen SEO Audits.
Ein gutes SEO-Audit ist kein Fehlerbericht, sondern ein Entscheidungsinstrument.
Was ist ein SEO Audit wirklich?
Viele verbinden ein SEO Audit mit dem, was SEO-Tools ausgeben: eine automatisch generierte Liste von Fehlern und Warnungen, die auf einer Website gefunden werden. Crawling-Probleme, fehlende Meta-Daten, Weiterleitungen, Pagespeed-Warnungen.
Das sind Informationen – aber kein SEO Audit.
Sie sagen nichts darüber, warum diese Probleme existieren, wie relevant sie in eurem Fall wirklich sind oder welche davon tatsächlich den SEO Wachstum blockieren.
Ein echtes SEO Audit geht daher deutlich weiter. Es beantwortet Fragen wie:
- Wo verlieren wir aktuell sichtbar SEO-Potenzial?
- Was blockiert Wachstum – technisch, strukturell oder strategisch?
- Welche Massnahmen bringen Impact in 30, 90 oder 180 Tagen?
- Was lohnt sich bewusst nicht zu optimieren?
- Welche SEO-Arbeiten machen erst nach diesem Audit Sinn?
Die meisten SEO Audits, die man heute für ein paar hundert Franken bekommt und die einem den Quick Win versprechen, ignorieren das komplett. Sie listen Probleme auf – überlassen aber die eigentliche Lösung dem Unternehmen.
Ein richtiges SEO Audit analysiert nicht nur die Website, sondern auch den Kontext: Markt, Konkurrenz, Suchverhalten und Ziele. Es interpretiert die Daten, priorisiert Massnahmen und übersetzt SEO in konkrete, umsetzbare Massnahmen.
Diese Ebenen sollte ein SEO Audit abdecken
Um auf diese Massnahmen zu kommen, muss das SEO Audit sich alle möglichen Bereiche ansehen. Dabei ist nicht das Ziel, dass eure Webseite perfekt wird, sondern dass klare Schwerpunkte gesetzt werden. Basierend auf dem Markt, den Zielen und dem Reifegrad der Webseite.
In der Praxis arbeite ich mit 5 Ebenen, die aufeinander aufbauen. Nicht jede Ebene ist für jede Website gleich relevant. Und das zu erkennen, ist eine wichtige Aufgabe jedes SEO Experten.
1. Business, Markt und Ausgangslage
Am Anfang müssen wir einmal verstehen worum es geht, wem das Geschäft überhaupt erreichen will und wie der Markt aufgebaut ist bzw. die eigene Position im Markt.
- Was ist das Angebot – und für wen? (Zielgruppe)
- Wie wird die Marke aktuell gesucht? (Ist-Stand)
- Wie ist der Markt aufgestellt und gegen welche Big Player müssen wir ankommen? (Konkurrenz)
Dieser Überblick entscheidet darüber, wie ambitioniert SEO realistisch sein kann und wo sich ein Investment überhaupt lohnt. Ohne diesen Kontext sind alle weiteren Analysen sinnlos.
2. Suchintention & Content-Logik
Sobald wir den Markt verstehen, können wir uns gezielt den Inhalt der Webseite anschauen und ob wir überhaupt das, was unsere Zielgruppe sucht, abdecken und beantworten.
- Wonach sucht der Markt tatsächlich?
- Deckt die Website diese Suchintentionen ab?
- Wie sieht unser Umfeld in der Google Suche aus? Was sieht der Nutzer, bevor er auf unsere Seite kommt?
- Gibt es Content ohne Nachfrage – oder Nachfrage ohne passenden Content?
Hier liegen in den meisten Audits die grössten Hebel. Nicht, weil Inhalte fehlen, sondern weil sie am Markt vorbeigeschrieben wurden.
3. Informationsarchitektur & interne Logik
Google bewertet Websites nicht als eine Sammlung einzelner Seiten, sondern als gesamtes. Nachdem wir nun einmal auf der Webseite gelandet sind, geht es um alles, was der Nutzer und Google hier vorfindet.
- Ist die Struktur logisch?
- Unterstützt die Navigation die wichtigsten Inhalte? Findet man alle Inhalte?
- Wird interne Verlinkung gezielt eingesetzt – oder dem Zufall überlassen?
- Und was passiert als nächstes, wenn der Nutzer auf unserer Webseite ist? Wie wollen wir ihn Konvertieren?
Eine saubere Informationsarchitektur sorgt dafür, dass relevante Inhalte gefunden, verstanden und richtig eingeordnet werden. Ohne sie verpufft selbst guter Content. Und ohne eine Strategie zur Konvertierung war der Content von Anfang an sinnlos.
4. Technische Umsetzung & Probleme
Die Basis jeder Webseite ist die technische Umsetzung. Technische SEO ist dabei die Grundlage dafür, dass SEO Strategien überhaupt wirken und die Webseite auch richtig gelesen wird.
- Können und werden relevante Seiten zuverlässig gecrawlt und indexiert?
- Gibt es technische Probleme, die Wachstum ausbremsen?
- Ist die Website skalierbar – oder wird jede Erweiterung schwierig?
Hier geht es nicht um perfekte Scores, sondern um Stabilität, Skalierbarkeit und Kontrolle. Technische Optimierungen machen nur Sinn, wenn sie strategisch eingebettet sind. Vor allem bei grossen Webseiten kann dieser Teil sehr umfangreich sein.
5. Priorisierung & Roadmap
Der wichtigste Teil eines SEO Audits kommt zum Schluss. Denn nun müssen wir diese Liste an Fehlern und Problemen, die wir herausgefunden haben, zu einer Roadmap zusammenfügen
- Was hat jetzt den grössten Impact? Und was kann warten?
- Wer übernimmt die Umsetzung!
- Und was sollte bewusst nicht optimiert werden?
Ein gutes SEO Audit endet nicht mit einer langen To-do-Liste, sondern mit einer klaren Roadmap. Sie schafft Entscheidungssicherheit und verhindert, dass Ressourcen in die falschen Massnahmen fliessen.
Welche SEO Taktiken deckt ein SEO Audit ab
In jedem SEO Audit sollten die folgenden Bereiche zumindest einmal betrachtet werden. Welche Bereiche im Fokus stehen, hängt von Website, Markt und Zielsetzung ab. Ziel ist nicht Vollständigkeit, sondern Klarheit darüber, wo aktuell die grössten Hebel liegen.
Crawling & Indexierung
Bevor eine Webseite ranken kann, muss diese für Suchmaschinen auffindbar und indexierbar sein.
Hier geht es darum, zu verstehen:
- welche Seiten Google tatsächlich crawlt und indexiert
- ob wichtige Inhalte fehlen oder irrelevante Seiten im Index landen
- ob technische Signale wie Canonicals, Weiterleitungen oder Indexierungsregeln korrekt gesetzt sind
Diese Analyse zeigt, ob Google überhaupt das sieht, was ranken soll – oder ob grundlegende Hürden die Sichtbarkeit blockieren.
Website-Struktur & interne Verlinkung
Google bewertet nicht nur einzelne Seiten auf eurer Webseite, sondern auch die gesamte Webseite und wie sie aufgebaut ist.
Ein SEO Audit betrachtet deshalb:
- wie logisch die Seitenstruktur aufgebaut ist
- ob Navigation und URLs die wichtigsten Inhalte unterstützen
- wie interne Verlinkung eingesetzt wird – gezielt oder zufällig
Eine saubere Struktur hilft Suchmaschinen und Nutzern, Inhalte richtig einzuordnen. Ohne sie verpufft selbst guter Content.
Content & Suchintention
Content ist nur dann SEO-relevant, wenn er reale Suchintentionen abdeckt.
Hier geht es um Fragen wie:
- wonach der Markt tatsächlich sucht
- ob bestehender Content diese Suchintentionen erfüllt
- ob Inhalte fehlen – oder ob es Content ohne Nachfrage gibt
In vielen Webseiten liegen hier die grössten Hebel. Denn auch wenn die Webseite technisch perfekt ist, wenn die Suchintention nicht getroffen wird, dann wird sie auch nicht ranken.
SERPs & Wettbewerb
SEO findet nicht im luftleeren Raum statt, sondern im direkten Vergleich mit anderen Ergebnissen.
Ein SEO Audit berücksichtigt deshalb:
- wie stark die Konkurrenz in den Suchergebnissen ist
- welche Formate, Features oder KI-Antworten Nutzer sehen
- welche Erwartungen Google und Nutzer an eine gute Antwort haben
Dieser Kontext ist entscheidend, um realistisch einzuschätzen, was notwendig ist, um nicht nur sichtbar zu werden, sondern auch Klicks zu bekommen.
Technische Umsetzung
Suchmaschinen sehen eure Webseite nicht wie der Nutzer, sondern sehen den Code. Dabei gibt es vieles, was falsch laufen kann und einen negativen Einfluss auf die Sichtbarkeit haben kann.
Ein SEO Audit schaut hier unter anderem auf:
- Performance und Ladezeiten
- Rendering, JavaScript und technische Abhängigkeiten
- Templates, CMS-Struktur und Skalierbarkeit
Vor allem bei wachsenden und grossen Webseiten kann es hier sehr viele Hebel geben die eine grosse Wirkung haben.
Internationalisierung & Mehrsprachigkeit
Sobald eine Website in mehreren Ländern oder Sprachen aktiv ist, entstehen eigene SEO-Herausforderungen.
Ein SEO Audit prüft hier:
- Sprach- und Länderlogik
- hreflang-Implementierung
- Indexierung und Content-Tiefe je Markt
- Weiterleitungen und Sprachwechsler
Gerade bei internationalen Websites kann es sinnvoll sein, einzelne Märkte separat zu analysieren.
OnPage SEO & Nutzererlebnis
OnPage-Signale und Nutzererlebnis gehören im SEO untrennbar zusammen. Sie entscheiden darüber, wie eine Seite verstanden wird – von Suchmaschinen und von Nutzern.
Ein SEO Audit betrachtet hier unter anderem:
- Titles, Meta Descriptions und Snippet-Darstellung in den Suchergebnissen
- Überschriften-Struktur und inhaltliche Klarheit
- Nutzerführung und Verständlichkeit auf der Seite
- Mobile- vs. Desktop-Erlebnis
- Conversion-Logik und Call-to-Actions
- grundlegende Accessibility-Aspekte
Dabei geht es nicht um kosmetische Optimierung oder Designfragen. Ziel ist es, Relevanz klar zu kommunizieren, Erwartungen aus den Suchergebnissen zu erfüllen und Nutzer gezielt zur nächsten sinnvollen Aktion zu führen.
Autorität & Backlinks
In vielen Märkten ist Autorität ein entscheidender Wachstumsfaktor. Vor allem, wenn die Konkurrenz gross und stark ist, führt hier kein Weg dran vorbei.
Ein SEO Audit betrachtet deshalb auch:
- das eigene Backlinkprofil im Vergleich zur Konkurrenz
- ob fehlende Autorität ein realistisches Wachstumshemmnis ist
Ein SEO Audit muss auch umgesetzt werden
Der Wert eines SEO Audits liegt nicht im Dokument, sondern in der Umsetzung danach.
Egal wie detailliert die Analyse ist: Wenn die abgeleiteten Massnahmen nicht umgesetzt werden, bleibt das Audit wirkungslos.
Deshalb endet ein gutes SEO Audit für mich nicht bei der Analyse, sondern geht direkt in die Umsetzungsphase über. In der Praxis betrifft SEO fast immer mehrere Rollen im Unternehmen:
- technische Themen liegen bei Entwicklern
- Inhalte bei Redaktion oder Marketing
- strukturelle Entscheidungen beim Unternehmen selbst
Wenn diese Verantwortlichkeiten nicht klar definiert sind, bleibt ein Audit Theorie. Genau deshalb ist es für mich essenziell, bereits im Audit festzulegen, wer für welche Massnahmen verantwortlich ist.
RACI-Matrix: Wer setzt was aus dem SEO Audit um?
Ein gutes Audit endet nicht mit einer Liste, sondern mit klaren Verantwortlichkeiten. R = Responsible (macht), A = Accountable (entscheidet/abnimmt), C = Consulted (liefert Input), I = Informed (wird informiert).
| Bereich | SEO-Experte | Entwicklung | Content/Redaktion | Marketing/Brand | Management |
|---|---|---|---|---|---|
| Crawling & Indexierung | R | R | I | I | A |
| Website-Struktur & interne Verlinkung | C | R | C | C | A |
| Content & Suchintention | A | I | R | C | C |
| SERPs & Wettbewerb | R | I | I | C | A |
| Technische Umsetzung | C | R | I | I | A |
| Internationalisierung & Mehrsprachigkeit | R | R | R | C | A |
| OnPage SEO & Nutzererlebnis | R | R | C | A | I |
| Autorität & Backlinks | R | I | I | R | A |
Hinweis: Je nach Organisation kann „Marketing/Brand“ auch „Produkt“, „Sales“ oder „UX“ sein. Wichtig ist: pro Zeile gibt es genau eine accountable Rolle.
Ich habe aufgehört SEO Audits losgelöst zu machen, sondern bestehe auf eine Phase nach dem Audit, in der ich die Umsetzung begleite – beim Priorisieren, beim Übersetzen von Empfehlungen in konkrete Aufgaben und, wenn nötig, auch in der Kommunikation mit Entwicklern oder anderen Beteiligten. Denn nur was online ist, kann auch Ergebnisse liefern!
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